„Das Spielen ist die Arbeit des Kindes!“

Maria Montessori

Das Freispiel im Kindergarten

Zunächst erst einmal eine Erklärung, was im Freispiel eigentlich passiert:

  • Das Kind wählt selbstständig das Spielmaterial aus.
  • Das Kind wählt selbstständig den Spielort aus.
  • Das Kind wählt selbstständig den Spielpartner oder aber keinen Spielpartner aus.
  • Das Kind wählt selbstständig die Spieldauer aus.

Bei dieser Art des Spieles werden folgende Fähigkeiten geübt:

  • aufeinander zugehen
  • Langeweile aushalten
  • sich selbst organisieren
  • Kontakt aufnehmen
  • sich durchsetzen
  • nachgeben
  • verhandeln
  • Gruppen- und Spielregeln beachten
  • Rücksicht nehmen
  • etwas einfordern
  • etwas abgeben
  • miteinander sprechen
  • andere und deren Verhalten beobachten
  • im Rollenspiel alltägliche Situationen nachspielen und verarbeiten
  • Misserfolge aushalten- Frustrationstoleranz
  • anderen helfen
  • sich an etwas heranwagen
  • andere um etwas bitten, nach etwas fragen
  • Freundschaften schließen
  • Interessengemeinschaften bilden
  • sich einbringen
  • sich beschweren
  • gemeinsam Spaß erleben
  • etwas unbeobachtet tun
  • Gelegenheit zum eigenständigen Forschen
  • Etwas „ Verbotenes“ ausprobieren ohne eine Wertung von außen und Sorge vor Fehler erfahren
  • sich etwas überlegen und planen
  • voneinander lernen
  • nach eigenem Wissenstand und in eigenem Tempo lernen
  • etwas beginnen und zum Ende bringen

Dabei werden viele Fähigkeiten, die das Kind für die sozial- emotionale Entwicklung benötigt, gefördert:

  • Konzentration und Ausdauer
  • Gedächtnistraining
  • Fingerfertigkeit ( malen, mit Sand spielen)
  • Frustrationstoleranz
  • fein- und grobmotorische Fähigkeiten
  • eigene Kreativität
  • selbstständige Erfahrungen mit unterschiedlichen Materialien
  • Einsicht darüber, dass Regeln im Zusammenleben ihren Sinn haben
  • Empathie
  • Eigenständige Beziehungsgestaltung
  • Fantasie ausleben
  • Gefühle anderer einschätzen
  • Mut
  • Freude
  • Spontanität
  • kreative Lösungen finden
  • Suchtprävention durch eigenes „ Nein“ sagen
  • Lebenserfahrungen sammeln
  • Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem
  • Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit
  • den eigenen Kräften und Fähigkeiten unabhängig vom Erwachsenen vertrauen
  • sich selbst verwirklichen
  • Selbsteinschätzung
  • Seine individuellen Bedürfnisse befriedigen
  • Selbstbewusstsein
  • Die Welt verstehen lernen
  • Zufriedenheit und Lebensglück

Nun stellt sich die Frage: „Und was tut der Erzieher dann noch?

Der Erzieher als Beobachter:

  • Der Erzieher hat im Freispiel die Aufgabe, die Kinder zu beobachten und herauszufinden, mit welchem Thema sich die Kinder beschäftigen und ihnen dementsprechend Anregungen in Form von Impulsen oder Materialien zu bieten.
  • Der Erzieher kann am Spielverhalten Themen der Kinder, Interessen, Ausdauer, Neigung, Defizite, Konzentrationsfähigkeit und Frustrationstoleranz beobachten, einschätzen und in angeleiteten Angeboten zu einer anderen Zeit Fördermöglichkeiten erarbeiten.
  • Durch diese Beobachtungen kann er dem Kind Hilfestellung für die Entfaltung seines Selbstbewusstseins geben.
  • Durch das beobachtete Spielverhalten in der Freispielzeit kann er Defizite und Fähigkeiten erkennen und einschätzen.
  • Er erkennt Vorlieben des Kindes
  • Er sieht, in welchen Bereichen das Kind Sicherheit hat oder noch unsicher ist.
  • Er beobachtet das Sprachverhalten der Kinder.
  • Er kann im Rollenspiel die Positionen des Kindes (Spielführer oder Mitläufer, Störer…) erkennen.
  • Er erkennt, welche Kinder miteinander und welche lieber alleine spielen.
  • Er erkennt, welches Kind ein bestimmtes Kind braucht, um ins Spiel zu gelangen.
  • Er erkennt, welche Materialien genutzt werden.

Der Erzieher als Mitspieler:

  • Der Erzieher spielt mit, lässt sich aber auf die Ideen der Kinder ein.
  • Der Erzieher spielt nur zu Beginn mit, um ein neues Spiel einzuführen, zieht sich dann aber wieder zurück.
  • Der Erzieher spielt zu Beginn mit, um kontaktarme Kinder zu integrieren
  • Der Erzieher gibt durch ausreichende und ansprechende Auswahl des Spielmaterials sowie eine anregende Raumgestaltung (Außenbereich- Gestaltung) Anregung, um die Entwicklung des Kindes zu fördern.
  • Der Erzieher ermutigt die Kinder zum Mitspielen, um das Selbstbewusstsein zu fördern.
  • Der Erzieher gibt durch seine Anwesenheit Sicherheit.
  • Der Erzieher beobachtet die Kinder beim Spielen und gibt ihnen bei auftauchenden Fragen oder Anregungen Tipps, wie sie weitermachen könnten.
  • Der Erzieher lässt sich eine Rolle zuteilen und füllt diese aus.
  • Der Erzieher versucht, Kinder am Rande mit ins Spiel einzubeziehen.
  • Der Erzieher würdigt die Werke der Kinder.

„Hilf mir, es selbst zu tun!“ ( Maria Montessori)

Beim Freispiel der Kinder kann man insgesamt beobachten, dass sie nachahmend, fragend, forschend, diskutierend, streitend agieren und auftauchende Fragen gemeinsam in der Gruppe bearbeiten. Kinder eignen sich in diesen Lerngruppen Sachwissen in unterschiedlichen Themenbereichen an und erfahren im gleichen Moment, wie der Umgang miteinander funktionieren kann. Die Balance zwischen Selbstbehauptung, Durchsetzungsvermögen und Konkurrenz auf der einen und Rücksichtnahme, sich einlassen und Kooperation auf der anderen Seite wird gefördert. Daran wird deutlich, wie wichtig das eigenständige Freispiel ist und wie sehr Kinder andere Kinder zum Lernen brauchen.